Lade Vorstellungen

Teo Gheorghiu

Morgen- und Abenddämmerung der Romantik

teo_gheorghiu_Homepage

Konzert — Abo B

Sonntag, 10.12.23 — 17:00

Als echter Roman­tik­er der Neuzeit lebt Teo Ghe­o­rghiu die Ide­ale dieser ver­gan­genen Epoche, indem er eine har­monis­che Verbindung zur Natur pflegt, seine Wahrnehmung für Ästhetik schärft und mit exis­ten­ziellen Fra­gen ringt.

Das neueste Solo­pro­gramm des Pianis­ten «Mor­gen- und Abend­däm­merung der Roman­tik» begin­nt mit einem Beethoven’schen Pauken­schlag, der die gesamte roman­tis­che Bewe­gung in ihrer musikalis­chen Form geprägt hat. Nach­dem er tief in die Mond­schein­sonate ein­dringt, wird Teo Ghe­o­rghiu die ster­bende Glut ein­er glo­r­re­ichen Epoche auskosten, die weit über ein Jahrhun­dert andauerte.

Ein musikalis­ches Erleb­nis, das Emo­tio­nen von Melan­cholie bis zur Ekstase zu umfassen ver­spricht.

Zu Beginn der Grande Sonate Pathé­tique ist man mit einem sehr direk­ten c‑Moll-Akko­rd kon­fron­tiert, der den Ton für ein sehr hero­is­ches und stür­mis­ches Werk angibt, dass sowohl den Durch­bruch von Lud­wig van Beethovens eigen­em inten­siv­en und drama­tis­chen Stil markiert, ger­ade als sein Gehör langsam zu ver­sagen begann… Es fol­gt der berühmte und ungewöhn­lich langsame erste Satz der Mond­schein­sonate, qua­si una fan­ta­sia, dessen dun­kle Klang­far­ben sich nie über piano erheben. Die Leg­ende besagt, dass die Spiegelung des Mondlichts auf dem Vier­wald­stät­tersee Beethoven dazu inspiri­ert hat, dieses Werk für seine Schü­lerin (und Schwarm) Giuli­et­ta Guic­car­di zu kom­ponieren. Zu dieser Zeit befand sich Beethoven in der Mitte sein­er Schaf­fenspe­ri­ode, und diese Sonate legte den Grund­stein für eine ganze Epoche: die Roman­tik.

Die ersten drei Akko­rde von Sergej Rach­mani­nows erstem Präludi­um sind sofort wieder­erkennbar — ebendiese Akko­rde ebneten Rach­mani­now im zarten Alter von neun­zehn Jahren den Weg, sich von der Dom­i­nanz der deutschen Roman­tik des 19. Jahrhun­derts zu befreien.

Als Mau­rice Rav­el sein Konz­ert in G schrieb, hat­te er dies bere­its erre­icht und kon­nte auf eine lebenslange kün­st­lerische Tätigkeit zurück­blick­en. Aus der aus­drucksstarken Schlichtheit des Ada­gios hört sich eine gewisse klas­sis­che Dimen­sion her­aus, und mein Solo-Arrange­ment ent­stand aus der Erken­nt­nis, dass das Wesentliche dieser Musik durch meine bei­den Hän­den vere­int wer­den kann.

Nur drei Jahre später schrieb der franzö­sis­che Kom­pon­ist Fran­cis Poulenc sein char­mantes zweites Inter­mez­zo, mit dem wir unseren Exkurs durch die franzö­sis­che Har­moniesprache abschliessen.

Nach diesem leicht­en Zwis­chen­spiel erfol­gt durch George Gur­d­ji­effs Asian Song and Rhythm ein tiefes Ein­tauchen in die Melan­cholie. Gur­d­ji­eff war ein Reisender, ein spir­itueller Meis­ter und ein natür­lich­er Musik­er — seine Asian Songs and Rhythms ent­standen aus freien Impro­vi­sa­tio­nen in Gegen­wart sein­er Anhänger. In seinen Lehren strebte Gur­d­ji­eff danach, östliche und west­liche Philoso­phien miteinan­der zu verbinden, ähn­lich wie es auch Rach­mani­nov gelang, seine rus­sis­chen litur­gis­chen Wurzeln mit den Jazz-Ein­flüssen sein­er neuen amerikanis­chen Umge­bung in sein­er Musik zu vere­inen.

Der wohl let­zte grosse Roman­tik­er Rach­mani­now schrieb seine zweite Klavier­son­ate zur gle­ichen Zeit wie seine Chorsin­fonie The Bells. Die Glock­en läuten fortwährend in drei ineinan­der­fliessenden Sätzen voller charak­ter­is­tis­ch­er “gross­er Melo­di­en”, melan­cholis­ch­er Wech­sel­bilder und idyl­lis­ch­er Szenen, die sich bis zur ulti­ma­tiv­en Ekstase steigern.